Breit ist das neue Hoch! Sagt man so, wenn's mal nicht um die Expertise en détail, sondern um's große Ganze geht: Momente, wenn nicht die Leute gefragt sind, die von immer weniger immer mehr verstehen, sondern die, die von Allem nichts wissen und sich diesem Umstand auch bewusst sind. Diese Art ‚vertikale‘ Entwicklung schlagen Joana Breitenbach und Bettina Rollow zur Entfaltung unserer Organisationen vor. Dies und noch einiges mehr ...
Otto Scharmers "Theory U" ist in der Organisationsentwicklung ja schon länger angekommen. Eindrücke seiner praktischen Anwendung findet man im neuen Buch von Joana und Bettina – inklusive einer Art mystischer Informiertheit übrigens, die wir aber auch schon von Otto kennen.
Apropos „Informiertheit“: Bücher wie die entfaltete Organisation bilden ein schönes Gegenstück zu systemtheoretisch grundierter Lektüre wie der zur „Humanisierung der Organisation“. Während letztere so Themen wie „New Work“ mit dem Skalpell zu Leibe rückt, zitieren erstere erschaudernd R. M. Rilke:
Ich will immer warnen und wehren bleibt fern,
die Dinge singen hör‘ ich so gern.
Zwar kann ich persönlich mit „mystischen Prinzipien“ und „spirituellen Lehrern“ nicht sonderlich viel anfangen, die „Dinge singen“ höre ich aber auch ganz gern. Veränderung ist eben nicht alleine Kopfgeburt! Das lehrte uns schon J. W. Goethe: Es ist die „fremde Fühlung“, nicht messerscharfe Analyse, die uns aus der „Finsternis Beschattung“ reißt, loslassen und Neues erschaffen lässt.
Und: wenn du das nicht hast,
dieses Stirb und werde,
bist du nur ein trüber Gast
auf der dunklen Erde.
"Mystische Prinzipien" und "spirituelle Lehrer" übrigens scheinen mir im Zusammenhang mit der Zukunft des Menschengeschlechts und seiner Organisationen ein und dieselbe Funktion zu erfüllen: Sie helfen dabei abzukürzen – vorbei an der Expertise en détail, direkt in Richtung blurry vision irgendwo hinter dem Horizont.

Und sonst so?

Kaum mehr als die Hälfte der Kinder im Grundschulalter kann vernünftig schwimmen. Das hat die DLRG in einer Forsa-Umfrage rausgefunden und nebenher einmal mehr gezeigt, dass Bildung und Herkunft eng zusammenhängen. Wie die türkische Herkunft mit den Herausforderungen der Integration zusammenhängen habe ich neulich bei Musa Deli gelesen und auch ein bisschen was gelernt. Gelernt habe ich auch, dass die Stadt-Land-Unterschiede in der Digitalisierung des Engagements mehr so herbeigeredet scheinen als es sie tatsächlich geben würden. Die nagelneue neuland21-Studie "Zwischen Appstore und Vereinsregister" gibt das gute Einblicke. Einblicke übrigens gibt's auch zum neuen ZiviZ-Survey 2023. Der erste Trendbericht wird am 7. März vorgestellt. Schon fertig vorgestellt ist der neue Digital-Index der Initiative D21. Die gute Nachricht: Etwa die Hälfte der Deutschen profiziert von der Digitalisierung; die schlechte: Wie beim Schwimmenlernen sind die Chancen sehr ungleich verteilt.
Ansonsten halt das Übliche: Nachdem ich unlängst in einer Bahnhofsbuchhandlung über einen Graeber-Essay zu den Piraten von Madagaskar gestolpert bin, frage ich mich und euch, welche großen Experimente uns nach Corona ins Haus stehen. Klar! Piraten waren nie und sind auch heute keine edlen Sozialbanditen – Siegfried Kohlhammers Piraten-Buch zeigt das anschaulich – ihre Geschichte(n) aber sind sehr viel spannender und inspirierender als die alter weißer Langweiler in ihren Elfenbeintürmen.

Und jetzt du!

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