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"Ein Ehrenamt muss man sich leisten können." In meiner Fach-Bubble ist das seit je her Konsens. Getan hat sich indes nicht viel. So hat es ganze 20 Jahre gedauert, um dem Gewichtungsfaktor "Bildung" im Freiwilligensurvey Berücksichtigung zu verschaffen. In dieser Zeit ist die Engagementquote von Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen um ganze elf Prozentpunkte gestiegen – die aller anderen blieb derweilen auf wesentlich niedrigerem Niveau 'stabil'. Es ist also (mal wieder) an der Zeit, sich mit Teilhabe und Ausschlüssen im Engagement zu beschäftigen. Christoph Gille und Katja Jepkens haben dafür einen ganz wunderbaren Sonderband der Voluntaris herausgegeben.
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Schon in der Einleitung zum Heft weisen die Herausgeberin und der Herausgeber darauf hin, dass sich die Ungleichverteilung gesellschaftlicher Teilhabechancen im freiwilligen Engagement reproduziert. Frei nach Matthäus: "Wer hat, dem wird gegeben" – einerseits die Bühne für den Ausdruck gesellschaftlicher Stellung, andererseits den Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen wie sozialem Kapital.
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Doch wie kommt es, dass in einem gesellschaftlichen Feld, dass immer wieder mit so schönen Worten wie "Solidarität", "Zusammenhalt" und "Nächstenliebe" versehen wird, auch die Exklusion an der Tagesordnung ist? Hierzu drei Schlaglichter:
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- "Es gibt kein richtiges Leben im Falschen" (Theodor W. Adorno): Wie Thorsten Merl in seinem Beitrag zu Inklusion in den Freiwilligendiensten zeigt, krankt die gut gemeinte Organisationsentwicklung von Freiwilligendienstträgern – wie sicher auch die anderer zivilgesellschaftlicher Organisationen – an der Diskrepanz zwischen eigenem Anspruch, Inklusion zu verwirklichen, und den gesellschaftlichen (Exklusions-)Verhältnissen, auf die sie kaum direkten Einfluss nehmen können.
- "Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast" (Winston Churchill): Wie Christoph Gille und Katja Jepkens einleitend zeigen, liegt der Erhebung freiwilligen Engagements ein Verständnis eher formalisierter Tätigkeiten außerhalb von Beruf und Familie (lies: "Alltag") zugrunde. Das eher informelle Engagement 'sozial Benachteiligter' indes erscheint im öffentlichen Diskurs zur Förderung von bürgerschaftlichem Engagement und Ehrenamt 'entbehrlich' (hierzu sehr lesenswert: Johanna Klatt & Franz Walter).
- "Die alte Welt liegt im Sterben, die neue ist noch nicht geboren: Es ist die Zeit der Monster" (Antonio Gramsci): Zu den in Zeiten beschleunigten Wandels dringend notwendigen Kooperationsbeziehungen im Engagement schreiben Andreas Kewes, Moritz Müller und Chantal Munsch, das diese bei genauerer Betrachtung ziemlich konfliktbelastet sind und mithin (Selbst-)Ausschlüsse im Engagement hervorbringen. Neben inhaltlichen Differenzen schwelen vor allem in heterogenen Gruppen haupt- und ehrenamtlich Engagierter Konflikte zum modus operandi des gemeinsamen Wirkens, wobei sich wohl etablierte Eliten im Verein eher durchsetzen als Neulinge oder Außenseiter.
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Weitere Hinweise darauf, wie Exklusion im freiwilligen Engagement organisiert wird, finden sich in den Aufsätzen von Emra Ilgün-Birmenoğlu und Tuuli-Marja Kleiner: Ilgün-Birmenoğlu zeigt, dass in zivilgesellschaftlichen Organisationen ein Art Alltagsrassismus grassiert, dessen eigentlich strukturelle Ursachen auf die Zuschreibung individueller Unzulänglichkeiten verschoben werden. Kleiner zeichnet die schon seit Anfang der 1990er Jahre zunehmende Dominanz einer privilegierten Mittelschicht in der tätigen Gestaltung unserer Gesellschaft nach, mit der gesellschaftliche Ungleichheitsverhältnisse seit (je) her fortgeschrieben werden.
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Und sonst so?
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Ansonsten halt das Übliche: Für die sechste Auflage des Handbuch Fundraising überarbeite ich gerade einen Text zum Online-Volunteering von 2015. Ziemlich krass, was sich da in den letzten Jahren getan hat! Nebenher studiere ich die "Advanced Introduction to Governance" von Guy Peters und Jon Pierre, zu der ich wohl den nächsten "Blick ins Buch" schreiben werde. In Zeiten multipler Stapelkrisen, einer neuen "Großen Transformation" (Karl Polanyi), der nächsten "Sattelzeit" (Reinhart Koselleck) und all dem, was gerade sonst noch so in das Kofferwort "Zeitenwende" gepackt wird, scheint mir fundierte Kritikfähigkeit an staatlichem Handeln angebracht.
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Und jetzt du!
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