Aufbereitung von Engagementangeboten für Interessierte mit Leseschwierigkeiten bzw. geistiger Behinderung (Part II)

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Im letzten Teil meiner Überlegungen zur Aufbereitung von Engagementangeboten für Menschen mit geistiger Behinderung oder Leseschwierigkeiten bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der Text wohl das Medium mit dem geringsten „Reibungsverlust“ ist. Während Podcasts und Videos zwar eine ganze Reihe von Vorteilen haben, sehe ich in ihnen einen enormen Nachteil: Sie ermöglichen kaum Eigenaktivität, was dem Verständnis im Sinne des Wieder-Geben-Könnens meiner Ansicht nach entgegen steht. Das soll natürlich mitnichten heißen, dass auf sie verzichtet werden kann. Es sollte nur nicht versucht werden allein mit Audio- oder Videobotschaften Engagementangebote an den Mann oder die Frau zu bekommen.
Entsprechend den rechtlichen Regelungen zu Anforderungen an barrierefreie Inhalte und Informationen, muss jeder und jede unabhängig von der technischen Ausstattung, dem entsprechendem Know How oder der so genannten Literacy Zugang zu den dargebotenen Informationen haben.

„Für jeden Audio- oder visuellen Inhalt sind geeignete äquivalente Inhalte bereitzustellen, die den gleichen Zweck oder die gleiche Funktion wie der originäre Inhalt erfüllen“ (BGBl 2002).

Bei der barrierefreien Darbietung von Engagementangeboten kommt also vor allem auf die Vielfalt der Medien an, die für die Interessierten zu Auswahl stehen. Nach dem Motto Raul Krauthausens:

„Jeder nach seinen Möglichkeiten und Interessen“.

Ist das Problem damit schon gelöst? Reicht es Engagementangebote auf möglichst vielfältige Weise darzubieten oder stehen ich hier nicht doch wieder am Anfang meiner Überlegungen?
Sicherlich: Ganz am Anfang stehe ich nicht schon wieder. Der Schluss, dass Audio- und Videobotschaften gegenüber dem Text kein 100%iges Äquivalent bieten, bleibt schließlich erhalten. Doch steht weiterhin die Frage, wie der Text zu gestalten ist, wenn er doch den geringsten Reibungsverlust an Informationen bietet.
Eine mögliche Antwort bietet das Konzept der leichten Sprache. Ausgehend von eben jener These, dass das Verstehen-Können von Texten besonders für die Partizipation über das Internet wichtig ist, werden vor allem Prinzipien aus der Erstleseliteratur adaptiert. Kurze Sätze, wenig oder gar keine Fachtermini, bildliche Illustration der Inhalte, keine Verschachtelungen oder Relativierungen und eine besonders übersichtliche Gestaltung des Textes sollen Menschen mit Leseschwierigkeiten beim Textverständnis unterstützen.
Ein Beispiel für einen Text in Leichter Sprache bietet ein Blick auf die Website der Kugelfisch-Redaktion aus Berlin. Unter der Rubrik „Über uns“ ist zu lesen:

„Wir sind das Redaktions-Team von Kugelfisch. Das ist eine Gruppe von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Wir schreiben jeden Monat etwas auf die Internetseite. Jeden Monat haben wir ein anderes Thema. Wir testen die Seite, ob sie leicht zu verstehen ist. Wir treffen uns alle 2 Wochen im Freizeitclub von aktion weitblick. Wer mitmachen möchte, ist herzlich eingeladen.“

Formal fällt auf, dass der längste Satz aus lediglich elf Worten besteht, die Regel der Ausschreibung von Zahlen bis zwölf außer Kraft gesetzt und Bindestrich-Konstruktionen bei ungebräuchlicheren Worten wie „Redaktionsteam“ verwendet wurden. Inhaltlich ist vor allem markant, dass in jedem Satz nur eine Information vermittelt wird, was bei mir dennoch ein seltsames Gefühl der Redundanz erzeugt.
Angesichts mancher meiner Satzkonstruktionen in diesem Blog, kann ich von der leichten Sprach wohl noch einiges lernen und will es im nächsten Teil auch mal versuchen.
Bis dahin …

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