OpenScience und Bloggen

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Anfang Mai war auf dem Blog des Instituts für Kommunikation in Sozialen Medien zu lesen: „ikosom goes OpenScience“. Wenngleich noch in der Selbstfindungsphase befindlich, forciert ikosm nicht weniger als eine spürbare Veränderung in der Online-Forschungs-Landschaft in Deutschland. Zwar meint Jörg Eisfeld-Reschke, dass OpenAccess und OpenData in der deutschen Wissenschaft immer mehr an Bedeutung gewinnen, doch reicht ihm das für das Label „OpenScience“ offenbar nicht aus. Ihm zufolge braucht OpenScience eine neue Haltung von Wissenschaft, eine Haltung des Teilen-Wollens, die wir aus der Welt der Sozialen Medien und ganz besonders aus den Sphären der Fachblogs schon länger kennen.

Was ist OpenScience?

Bei der Öffnung von Wissenschaft geht es ikosom darum, die Wissenschaftskultur zu verändern. Interessierte sollen künftig mit forschen, sich also in den Prozess der Forschung selbst einbringen und sich nicht nur auf die Rezeption wissenschaftlicher Inhalte beschränken müssen. OpenScience also nicht „nur für die Wissenschaft sondern für die Gesellschaft“
Große Worte, denen man sicherlich skeptisch gegenüber stehen kann. In die scientifical community können sich doch eigentlich alle Menschen einbringen, die meinen auch nur halbwegs geradeaus schreiben zu können. Wer etwas zu sagen hat, kann es heute (Web 2.0 sei Dank) ohne Weiteres tun und sich dabei, wie die ‚echte‘ Wissenschaftler!nnen auch, auf wissenschaftliche Erkenntnisse — oder was man eben dafür hält — stützen. Eigentlich genau das, was schon seit einiger Zeit in vielen Blogs geschieht, die ich regelmäßig lese.

Ist Bloggen also OpenScience?

Selbstverständlich gibt es unterschiedliche Arten von Blogs. Unterscheiden lassen sich Blogs als Publikationsangebote recht gut anhand der Arten publizierter Texte. Da gibt es journalistische Texte, die bspw. in Blogs wie Netzpolitik.org überwiegen, da gibt es poetische Texte, die z.B. bei Poesiegrenadine überwiegen und dann gibt es eben auch wissenschaftliche Texte, die in Blogs überwiegen, die ich so lese. Diese lassen sich wiederum nach dem Schwerpunktthema unterscheiden: Da gibt es z.B. Law-Blogs wie den von Hennig Krieg, Philosophie-Blogs wie den von Robert Dürhager (u.a.) und auch Blogs mit sozialwissenschaftlichem Fokus, die man in der NPO-Blogger!nnen-Szene häufig findet; Blogs über Anerkennung, Blogs über die Zukunft des Dritten Sektors, Blogs über neue Wege zum freiwilligen Engagement
Doch lässt sich das Bloggen schon deshalb als OpenScience bezeichnen, weil jemand versucht, wissenschaftlich zu arbeiten? Gehört zu OpenScience nicht auch die Haltung des Teilen-Wollens?
Auch wenn Jörg Eisfeld-Reschke meint, das Teilen via OpenAccess und OpenData würde in der Wissenschaft immer mehr Bedeutung gewinnen, halte ich diese Praktiken für noch sehr avantgardistisch. Die meisten ‚ordentlichen‘ Wissenschaftler!nnen, die ich so kenne, wollen nicht teilen, sie wollen publizieren. Sie wollen in die wichtigen Fachzeitschriften mit peer-review und allem was dazu gehört. Den meisten ist die Problemlösung weniger wichtig als ihr Vorankommen im Wissenschaftssystem, eine Karriere die zumeist in einer ordentlichen Universitätsprofessur münden soll (Grühn et al. 2009).
Ich schließe mich hier nicht aus. Ich selbst habe auch schon einige Zeit und Kraft darauf verwandt, wissenschaftliche — zitierfähige (!) — Publikationen zu verfassen. Im Gegensatz zu vielen anderen, schreibe ich in Fachzeitschriften aber vor allem das, was ich in meinem Blog vorher besprochen habe und deshalb für eine gesicherte Erkenntnis halte. Als ich 2008 meine Diplomarbeit zum freiwilligen Online-Engagement vorbereitete, habe ich damit angefangen und bin bis heute dabei geblieben. Für mich ist das OpenScience!

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