Der Blick zurück – meine Slides aus der Session zu Freiwilligenarbeit und Koproduktion

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Ohne viele Umschweife, hier erstmal meine Slides aus der gemeinsamen Session zu Freiwilligenarbeit und Koproduktion gemeinsam mit Dr. Brigitte Reiser und Stefan Zollondz auf dem dritten SocialCamp in Berlin 2010:

Kommentare und Anregungen sind natürlich herzlich willkommen.

Kommentare

  • Wie schon in der Session auf dem socialcamp angedeutet, will ich auch hier nochmal meine Zweifel am Schwerpunkt der Präsentation verdeutlichen. Die Geschichte des Engagements mit der „Freiwilligkeit“ im Militär zu verknüpfen ist eine äußerst waghalsige Assoziaton.
    Dabei hilft schon ein Blick in den Bericht der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“ von 2002 weiter. Auf Seite 40 ff wird dort primär auf „Traditionen bürgerschaftlicher Selbstorganisation“ im 19. Jahrhundert verwiesen.
    Weitere Parallelen können zu noch viel älteren kirchlichen Traditionen gezogen werden (z.B. Gebot der Nächstenliebe), die wiederum soziale Traditionen nach sich ziehen.
    Im Klartext: der „freiwillige“ Kampf um Freiheit, oder der „freiwillige“ Kampf für eine Kultur/Nation ist mit dem heutigen Engagement-Begriff nicht gleichzusetzen.

  • Hallo Stefan, du hast sicherlich Recht, dass der Vergleich heutiger Freiwilligenarbeit mit dem Kriegsdienst vergangener Tage nicht zu vergleichen ist. Das ist / war auch nicht mein Anliegen. Mein Anliegen war es, einige bedeutende Entwicklungslinien der deutschen Freiwilligenarbeit aufzuzeigen. Da sich sowohl bezüglich der Kriegsfreiwilligkeit als auch des alten Ehrenamts in Zeiten des Elberfelder Systems noch heute Rudimente in unserem Recht finden, hielt ich diese beiden Linien für bedeutend. Sicherlich hätte ich auch noch auf das kirchliche Ehrenamt und die Selbstorganisation der Bürgerschaft eingehen können, der Schluss wäre der gleiche geblieben: Von einer liberalen Freiwilligkeit i.S.d. ’sich fordernd Einbringens‘ sind wir in Deutschland noch weit entfernt. Die deutsche Freiwilligenarbeit steht in der Tradition des kommunitaristischen Paradigmas, was sich eben auch in politischen Diskussionen um das Ehrenamt oder bürgerschaftliche Engagement (über sporadisches Volunteering wird ja kaum gesprochen) zeigt. Sowohl auf Seiten des Staates (als förderer bürgerschaftlichem Engagement) als auch auf Seiten vieler Freiwilliger wird Ehrenamt, Partizipation und Freiwilligenarbeit eher als ‚Gestaltung im Kleinen‘ und (auch) kompensatorischer Beitrag aus dem Gemeinwesen verstanden. Das hat nur insofern noch mit dem freiwilligen Kriegsdienst vergangener Tage zu tun, als dass es (a) diesen immernoch gibt und (b) die Gesellschaft weiterhin über das Individuum gestellt (ihm oder ihr eben nicht äußerlich gestellt) bleibt.

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