Mit der manchmal doch heiklen Thematik der Geschlechtergerechtigkeit, den Genderstudies und dem Konzept des Gender Mainstreamings kam und komme ich immer wieder in Kontakt. Bis jetzt lief es einfach neben her mit, floss in meine Beiträge ein und hat bis heute zu zwei Session auf BarCamps und mehreren Streitgesprächen über diverse Social Media Kanäle geführt. Es war hier auf meinem Blog allerdings nie sonderlich präsent. Das soll sich jetzt ändern. Besonders mit dem Link zu freiwilligem Engagement als Ort des Demokratielernens und sich Beteiligens ist mir das Thema mittlerweile recht wichtig geworden.
Wie ich es bei anderen Themen auch halte, will ich mich dem gemachten Geschlecht (so der Untertitel der letzten Session auf dem Berliner SocialCamp) gern auf kritischen Pfaden nähern. Ich bin mitnichten ein Verfechter der uneingeschränkten Frauenförderung und Männer-Vernachlässigung, habe mit den jüngsten Auswüchsen unserer Bundesfamilienministerin Schröder aber auch so meine Schwierigkeiten. Als weiteren kritischen Punkt sehe ich außerdem die (noch) weit verbreitete Abschottung dieser Thematik, die m.E. vor allem durch die akademisch-eloquente Rhetorik aufrechterhalten wird und grob gestrickten Anti-Feminismus-Kampagnen bequeme Angriffspunkte bietet. Bekannte Leuchttürme, wie der Genderblog, die Organisatorinnen des BarCamp Frauen und alle die ich noch gar nicht nennen kann, mögen sich hier bitte nicht angesprochen fühlen.
Wie gesagt: Besonders im Bereich des freiwilligen Engagements finde ich das Geschlechterthema sehr interessant — ja herausfordernd. Der Datenreport zum Geschlechterverhältnis in der deutschen Freiwilligenarbeit zeigt deutlich, wo die Schwierigkeiten liegen: Geht es um gemeinschaftliche Aktivitäten (Das ist noch keine Freiwilligenarbeit!) liegen die Frauen knapp vorn, im freiwilligen Engagement haben die Männer schon einen deutlichen Vorsprung und im gewählten Ehrenamt und in Leitungs- sowie Vorstandsfunktionen werden sie in den nächsten Dekaden von den Frauen wohl nicht eingeholt. Schauen wir zusätzlich auf die Gruppe der Inaktiven, fällt auf das Bürgerinnen hier leider überrepräsentiert sind — wenn ich fünf Prozentpunkte mal so nennen darf.
Im freiwilligen Engagement spiegelt sich das gesellschaftlich verbreitete Verhältnis der Geschlechter. Zuschreibungen — vielleicht die, dass Männer besser führen und sich nach außen durchsetzen können und Frauen empathischer sind und sich gern auf das innere konzentrieren — zeigen sich sowohl in der Geschlechterverteilung auf die einzelnen Engagementbereiche, wie auch in der beschriebenen Schere zwischen weiblich dominierter Inaktivität (bezogen auf die Zivilgesellschaft) und männlich dominierter Führung durch Wahl.
Leider ist der Genderdatenreport kein einzelnes Schlaglicht, das uns für den Moment eine Schieflage prognostizieren lässt. Der Datenreport spiegelt alltägliche Realität, die durch ihre Unreflektiertheit, immer weiter fortgetragen wird. Wer nicht weiter darüber nachdenkt, verfällt nur all zu schnell dem Glauben an irgendeine Natürlichkeit des Geschlechts; eine Natürlichkeit die es bei näherer Betrachtung gar nicht gibt. Mehr dazu in meinem ersten Beitrag in dieser neuen Kategorie …
Danke für das eindrucksvolle Fallbeispiel! Ich werde zu diesem Artikel der „Wunderbaren Welt“ verlinken: im e-Learning Seminar „Gendermainstreaming“, das ich dies Wintersemester an der FH Erfurt /Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften durchführe.
Cillie Rentmeister
@_Schweiz Auch ind er deutschen #Freiwilligenarbeit führen eher die Männer während die Frauen die leisten: http://t.co/JNEeYro #Gender
@_Schweiz Auch ind er deutschen #Freiwilligenarbeit führen eher die Männer während die Frauen die leisten: http://t.co/JNEeYro #Gender