Zehn Jahre nach dem Internationalen Jahr der Freiwilligenarbeit — 2001 ausgerufen von den Vereinten Nationen — steht das angebrochene Jahr in Europa erneut unter dem Stern des freiwilligen Engagements. Der Rat der Europäischen Union hat das Jahr 2011 zum Europäischen Jahr der Freiwilligenarbeit erkoren. Zu verdanken haben wir dies übrigens einem Zusammenschluss von mittlerweile 28 europäischen Verbänden und Netzwerken unter dem Dach des Centre Européen du Voluntariat (CEV). Diese EYV 2011 Alliance betrieb mehrere Jahre Lobbykampagnen für die Setzung dieses Themenjahr. Die Ziele des EYV 2011 hier in aller Kürze: Anlässlich des nun ausgerufenen Themenjahres zur europäischen Freiwilligenarbeit haben Michaela Hamburger und Michel Elberfeld vom Kompetenzzentrums „Ehrenamt“ der Paritätischen Akademie kürzlich einmal versucht Veranstaltungstermine — bzw. die Websites auf denen sie zu finden sind — zusammengetragen. Fündig geworden sind die beiden nach eigenen Angaben auf dem Kultusportal Baden Würtemberg, Engagiert in Deutschland und beim Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement BBE. Da Hamburger und Elberfeld allerdings lediglich nach dem Suchbegriff „Ehrenamt 2011“ Ausschau hielten, ist die tatsächliche Ausbeute von Veranstaltungen, die explizit zum Europäischen Jahr der Freiwilligenarbeit organisiert werden, nur spärlich. Überwiegend finden sich Seminarangebote und Weiterbildungen zum Thema, sowie Freiwilligenmessen und -marktplätze, die ohnehin jedes Jahr stattfinden.
- Stärkung des Potenzials der Organisatoren von Freiwilligentätigkeiten zur Verbesserung der Qualität von freiwilligem Engagement,
- Anerkennung von Freiwilligentätigkeit
- Sensibilisierung für den Wert und die Bedeutung von freiwilligem Engagement als Ausdruck einer aktiven Bürgerbeteiligung
Doch wonach sollten die beiden aber auch suchen? Auch ich habe mich mal auf der offiziellen Website zum Jahr der Freiwilligenarbeit der Europäischen Union umgeschaut. Eine Seite übrigens, die ich für übersichtlich, informativ und (im angemessenen Rahmen) partizipativ halte. Informationen gibt es dort in 22 Sprachen, es gibt Bilder, Videos, Geschichten und entsprechend der Europäiscen Union 27 separate Länderauswahlen mitsamt Veranstaltungskalender (der auch per RSS abonnierbar ist). Unter der Länderauswahl für Deutschland allerdings ließ sich nicht mehr als eine Ansprechpartnerin vom BMFSFJ und ein (fast) leerer Kalender finden. Lediglich die Tournee-Etappe am 07. Oktober 2011 in Berlin war eingetragen; irgendwelche Infos gab es aber auch dazu nicht. Zumindest nicht auf der Seite der Europäischen Union.
Nach einer kurzen E-Mail an die angegebene Ansprechpartnerin durfte ich mich (einmal mehr) als echter Journalist fühlen. In der Antwort-Mail erhielt ich recht prompt einen ganzen Haufen Material. Unter anderem einen Infotext zum Europäischen Jahr der Freiwilligenarbeit, das Programm sowie die Übersicht zu den acht Regionalkonferenzen. Außerdem war in der Mail der bezeichnende Hinweis auf die die eigens von der koordinierenden Geschäftsstelle (ansässig bei der BAGFW) eingerichteten, „offiziellen Webseite www.ejf2011.de“, die in Kürze freigeschaltet werden sollte.
Ein zentraler Bestandteil wird ein fortlaufend geführter Veranstaltungskalender zu den Aktivitäten rund um das EJF 2011 sein. Zudem stellen wir dort Projekte vor, die sich unter das Dach des EJF 2011 stellen möchten.
Gestern Abend (Freitag 07. Januar) ging diese Webseite online – das Material aus der E-Mail habe ich wiedergefunden, konkrete Veranstaltungstermine allerdings bleiben weiterhin nur in Aussicht gestellt. ‚Man arbeitet unter Hochdruck daran‘ heißt es unter der entsprechenden Kategorie. Es sei aber auch jetzt schon möglich Veranstaltungshinweise mit Bild und Dokumentationsmaterial per E-Mail an die Betreibenden zu senden um dann (vielleicht) in den Kalender aufgenommen zu werden. Wenn der Veranstaltungskalender also in Kürze online geht, soll darin — so steht es im Newsletter Dezember 2010 — möglichst umfassend über die Aktivitäten im Jahr 2011 berichtet werden.
Das betrifft speziell für das EJF 2011 ausgerichtete Tagungen und Großveranstaltungen, aber auch regelmäßige Aktivitäten der Engagierten vor Ort. Gerade sie bilden die Basis einer aktiven und lebendigen Zivilgesellschaft und sollen auf der Website präsentiert werden. Konferenzen, Freiwilligentage, Seminare, Ehrenamtsmessen, Anerkennungsfeste und sämtliche Veranstaltungen, die die Ziele des EJF 2011 verfolgen, sollen eine Übersicht darüber geben, was im gesamten Bundesgebiet im Laufe eines Jahres rund um das Thema bürgerschaftliches Engagement geschieht.
Um es ehrlich zu sagen wundere ich mich ein wenig über die Eigenbröselei der deutschen Koordinierungsstelle. Zwar ist der leere Veranstaltungskalender Deutschlands auf der EU-Seite zum Jahr der Freiwilligenarbeit keine Ausnahme, doch stellt sich mir die Frage, wieso es unbedingt einen offiziellen, deutschen Veranstaltungskalender zum EYV 2011 auf einer eigens dafür eingerichteten Webseite geben muss, wenn die Europäische Union doch schon eine gute Struktur bereit stellt. Ich bin völlig d’accord mit einer Webseite auf der nähere Informationen und regelmäßige, abonnierbare Updates zu finden sind, ich verstehe aber nicht, wozu die Mehrfachinvestition in verschiedene Veranstaltungskalender gut sein soll; zumal es die tatsächlichen Nutzbarkeit ja offenbar nur verzögert.
Bis jetzt gibt es zwar mehrere Web-Angebote mit vielen (mal gut mal weniger gut aufbereiteten) Informationen zum Europäischen Jahr der Freiwilligenarbeit und dem, was in Deutschland so passieren soll, doch Informationen für die zivilgesellschaftliche Basis — die ja der hauptsächliche Adressat dieser Veranstaltung ist — bleiben vorerst rar. Wir wissen jetzt zwar, wo wir nachschauen können, ob es in Kürze aber wirklich etwas zu sehen gibt, bleibt leider offen.
[…] This post was mentioned on Twitter by Hannes Jähnert, Stefan Zollondz. Stefan Zollondz said: @foulder zur #eyv2011 Website der deutschen Koordinierungsstelle, nachdenkenswert wie hier Ressourcen eingesetzt werden http://bit.ly/fpIdvx […]
[…] Wer noch mehr zum Thema lesen möchte, dem empfehle ich den interessanten Beitrag von meinem Bloggerkollegen Hannes Jähnert (@foulder). […]