Meine Präsentation "Vom Flyer zu Facebook & Co." beim DRK in Münster

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Am Samstagnachmittag habe ich beim Zukunftskongress Ehrenamt und Freiwilligentätigkeit des Deutschen Roten Kreuzes in Münster einen kurzen Input zur Frage gegeben, wie das DRK zukünftig über „Facebook & Co.“ neue Freiwillige gewinnen könnte. Das Thema „Freiwilligenrecruitment“ scheint unter den Nägeln zu brennen. Stieß mein letzter DRK-Workshop zum Themenfeld neue Wege zum freiwilligen Engagement — damals ging es in Düsseldorf explizit um das Online-Volunteering — nur auf verhaltene Zustimmung, bevölkerten diesen Workshop zum gleichen Themenfeld in Münster mehr als 140 Teilnehmer!nnen.

Es mag daran liegen, dass ich dieses Mal versuchte das Thema aus einer Marketingperspektive etwas griffiger anzugehen, vielleicht war es auch mein Versuch an vorhandenes Wissen und entsprechende Befürchtungen anzuknüpfen, jedenfalls kam der gerade 18’minütige Input recht gut an, was auch die lebhafte Diskussion im Anschluss zeigte. Hier ging es unter anderem um diverse (vll. auch diffuse) Befürchtungen, die der von mir mind. implizit angesprochene ‚Zwang zur Netzöffentlichkeit‘ mit sich bringt. Es wurden rechtliche Aspekte des Auftritts von Organisationen und Unternehmen in sozialen Netzwerken diskutiert und auch nach dem Return on Investment der Social Media Nutzung gefragt. Neben Kritischem wurden aber auch Erfolgsgeschichten und best practise aus dem Plenum berichtet. So wurde angemerkt, dass sich Kreisverbände zusammen schließen könnten, um eine gemeinsame Social Media Strategie zu fahren — mit hauptamtlicher Unterstützung und dem ‚festen Glauben‘ an den Nutzen. Vom Bayrischen Roten Kreuz und dem Bayrischen Jugendrotkreuz wurde vom Bemühen um eine Social Media Policy, dem Weg dort hin und diversen Stolpersteinen berichtet und aus dem Ortsverein Attendorn war zu hören, dass Facebook & Co. auch auf dem Lande recht nützlich sein können — z.B. zur Erinnerung an die anstehende Blutspende.
Die Erwartung, ’nützliche‘ Facebook-Features erklärt und damit ’neue‘ Recruitment-Tools an die Hand zu bekommen, teilten eingangs sicherlich einige Teilnehmer!nnen. Nachdem ich aber zeigte, dass Sozial Media mehr ist als Facebook und das Marktmonopol eben dieses Netzwerk mit Nichten in Stein gemeißelt ist, konnten wir der Blick auf den „Sozialraum Facebook“ resp. die Lebensrealität junger Menschen erweitern. Ich hatte schon an anderer Stelle darauf hingewiesen, dass veraltete Vorstellungen sozialen Raums in Zeiten des „Web 2.0“ nur noch bedingt tauglich sind. Der soziale Raum, das wiederholte ich auch Münster, kann nicht mehr an raum-zeitliche Kategorien gekoppelt vorgestellt, sondern muss als Netzwerk gedacht werden; ein Netzwerk, in das sich immer schwieriger von Außen hinein kommunizieren lässt.
Und zum Schluss? Regelmäßige Leser!nnen meines Blogs mag es wenig überraschen, dass ich in meinem Fazit auf das große Potential des Social Web hinwies und auch unterschiedliche Herausforderungen ansprach, die mit dem Web 2.0 verbunden sind. Um das zukünftige Freiwiligenrecruitment aber nicht auf die bloße Markenbildung und Imagepflege zu reduzieren — ein kritischer Punkt den u.a. Adalbert Evers (2009) in seinem Aufsatz zu aktuellen Herausforderungen der Dritt-Sektor-Forschung anspricht — plädierte ich abschließend für einen Pakt mit der Bürgergesellschaft, der über die sozialen Medien des heutigen Internets durchaus möglich ist. Notwendig ist dafür nur eben ein grundsätzliches Umdenken bzgl. der Rolle Freiwilliger und Ehrenamtlicher: Weg vom Helfer oder der Helferin, hin zu Unterstützer!nnen, denen das DRK eigene Engagementerfahrungen ermöglicht.
Die Schwerpunkte dieses Inputs, sowie einige Punkte, die in der Diskussion angesrochen wurden, habe ich in einem kurzen Artikel zusammenfassend erläutert. Hier finden sich auch weiterführende Literaturhinweise und Links.
Vom Flyer zu Facebook & Co. — Wie gewinnen wir zukünftig unsere Freiwilligen?

Kommentare

  • Hallo,
    ich finde es spannend zu sehen, wie das Interesse an Social Media innerhalb sozialer Organisationen wächst. Gleichzeitig bin ich aber auch skeptisch, falls es richtig sein sollte, dass das wachsende Interesse zum großen Teil dem Aspekt des „Marketings“ geschuldet sein sollte. Sicher, pragmatisch (oder auch betriebswirtschaftlich) gesehen, ist das eine berechtigte, nicht zu kritisierende Motivation. Idealistisch (und auch wissenschaftlich) gesehen, lässt sich jedoch darüber streiten.
    Als Idealistin und Verfechterin eines demokratischen Pragmatismus, wünsche ich mir natürlich, dass zukünftig beide Prinzipien berücksichtigt werden 🙂
    Was das vernetzte Denken und Handeln angeht: Da sehe ich noch ein langen Weg…
    Gruß, Julia

    • Hallo Julia, ich bin da ganz auf deiner Seite. Deshalb habe ich in meinem Vortrag auch gleich am Anfang gewarnt, dass das Marketing nicht die Hauptaufgabe des DRK sein kann (der Verlinkte Evers 2009 ist übrigens wirklich lesenswert). Ich glaube auch nicht, dass das so werden wird. An den „Retun on Investment“ aus einem Social Media Engagement muss man schließlich glauben; ihn zu beziffern ist nicht einfach — wenn nicht gar unmöglich. Hinzu kommt, dass die Vernetzung über Social Media Tools nicht ausgelagert werden kann. Das müssen die Mitarbeitenden (ob ehren- oder hauptamtlich) selber machen. Dafür müssen sie aber auch die Kultur des Social Web lernen und das geht nur durch selber machen …

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