Anfang Oktober hatte ich den Auftakt zur Vorbereitung eines gemeinsamen Workshops mit Gerald Czech zum Online-Volunteering im Österreichischen Roten Kreuz in Krems an der Donau gemacht und „den Ball sehr theoretisch über zwei Thesen“ in Richtung Wien abgespielt. Grundsätzlich beschrieb ich die Online-Freiwilligenarbeit (a) als wertvolle, weil wirkungsmächtige, Ergänzung der On-Site-Freiwilligenarbeit im Rettungsdienst und (b) als Möglichkeit der hierarchiearmen Beziehungspflege und Koproduktion. Gerald hatte nicht lange Zeit später mit einem Konzeptpapier (in der Version „0.1“) von August letzten Jahres geantwortet, dem folgend das Online-Volunteering vor allem für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des ÖRK-Portals www.rotkreuz.at in Dienst genommen werden sollte.
Das Engagement für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – und besonders die über Dialog und Partizipation forcierenden Sozialen Medien – liegt für die Online-Freiwilligenarbeit offenbar besonders nahe. Häufig höre ich Vorschläge, die in diese Richtung gehen, weise dabei aber immer darauf hin, dass die Öffentlichkeitsarbeit nur ein Teilbereich des Managements einer NPO ist und insofern auch über das Involvement online-engagierter Freiwilliger in andere Bereiche nachgedacht werden sollte. Idealer Weise durchdringt die Freiwilligenarbeit eine NPO auf allen Ebenen und beschränkt sich nicht nur auf die Hilfe (ganz unten in der Hierarchie) und die ehrenamtlich Vorstandsarbeit (ganz oben in der Hierarchie). So möchte ich also den Ball, den Gerald zurück nach Berlin spielte, als idealtypisches Beispiel für den Einbezug Freiwilliger aufnehmen und dazu anregen, auch über das strategische Involvement in andere Bereichen des ÖRK nachzudenken. Dazu ein Vorschlag für unseren gemeinsamen Workshop:
Toolkits für die Online-Freiwilligenarbeit
Gerald schlägt in seinem Konzeptpapier unter anderem die Einrichtung von Freiwilligen-Blogs im Rahmen des ÖRK-Portals vor. Damit forciert er vor allem die redaktionelle Unterstützung, mit dem sich das ohnehin schon sehr breite Content-Angebot von www.rotkreuz.at um div. special interests ergänzen ließe. Ein guter Vorschlag, der auch für andere Bereiche als die Öffentlichkeitsarbeit nutzbar sein könnte. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich Online-Volunteers finden lassen, die die Arbeit anderer Managementbereiche (vll. die des Freiwilligenmanagements) kritisch begleiten können und wollen. Dafür braucht es m.E. noch nicht einmal das ‚publizistische Hintergrundwissen‘ von ‚Bloggern und Hobbyautoren‘, wenngleich eine zusätzliche, technische Unterstützung jener Volunteers, die sich nicht zu den digital natives zählen wünschenswert ist. Somit würde die Online-Freiwilligenarbeit als Win-Win-Programm konzipiert: Die hauptamtlichen Fachreferent!nnen bekommen kritischen Input von der Basis (hier nicht im Sinne der Helfer!nnen ganz unten in der Hierarchie, sondern der Unterstützer!nnen, die das Rückgrat der gesamten Organisation bilden) und willige Expert!nnen könnten neben dem Umgang mit neuen Medienformaten wie Blogs, Facebook-Gruppen u.ä. im Diskurs auch mehr vom jeweiligen Managementbereich lernen; ein Angebot, das vor allem Studierende der jeweiligen Fachrichtungen ansprechen und sie auch über die relativ mobile Phase des Studiums an das ÖRK binden könnte.
Für derartige Volunteerblogs allerdings nur den „Raum“ zur Verfügung zu stellen, kann bei weitem nicht ausreichen. Auch das Online-Volunteering muss als Freiwilligenarbeit begleitet werden und organisiert sich nicht von allein. Sinnvoll könnten m.E. Toolkits mit allen (!) relevanten Informationen zu den jeweiligen Projekt- oder Programminitiativen, Policys für den Umgang damit und technische Einführungen (bspw. als Videotutorials). Überdies muss auch eine ernstzunehmende Rückbindung zum jeweiligen Fachreferenten / der jeweiligen Fachreferentin angelegt werden. Zwar könnten dies schon regelmäßige Kommentare und / oder Diskussionsbeiträge sichern, doch erachte ich Gesprächsrunden oder Stammtische (ob nun im Internet via Video-Konferenz oder vor Ort) für die Vermittlung von Wirkungsmacht (einem wesentlichen Motivator im freiwilligen Engagement) als wesentlich effektiver.
Für unseren Workshop in Krems, für den sich meines Vernehmens wohl über ein Viertel aller Tagungsteilnehmer!nnen als interessiert gemeldet haben, schlage ich vor, den Inhalt eines solchen Toolkits zu entwickeln; entweder für einen speziellen Bereich wie die Öffentlichkeitsarbeit (wobei hier nicht der Eindruck entstehen darf, das wäre der einzig mögliche Bereich) oder etwas abstrakter als Whitepaper für alle Bereiche.
frisch gebloggt: "Freiwilligenarbeit 2.0" im #OeRK. Der Ball geht zurück zu @redcrosswebmast: http://t.co/xRfeQrZv #onlinevolunteering