Alles hat seine Zeit

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… über das generische Femininum in Erfurt und Leipzig

Sitzung des Rates vom Studierenden-Café „Aquarium“ an der Fachhochschule Erfurt, September 2007: vier junge Frauen (z.T. deutlich auf Öko gebürstet), drei junge Männer (der Tendenz nach aus der linken Szene) und ich (gewählter Café-Sprecher und auch nicht ganz Mainstream).

Wir sitzen des abends zusammen und unterhalten uns über die geplante Café-Ordnung. Vom Tagesgeschäft über Legislatur und Mandat der Ehrenämter (Café-Sprecher, Stellvertreter, Kassenwart) bis hin zu Verantwortlichkeiten für An- und Abschaffungen – alles soll ordentlich, deutsch geregelt werden. Ganz so anarcho wie in den letzten Jahren, darf es nicht weiter gehen.

Ich hatte seinerzeit begonnen, mich mit Sprache und Geschlecht auseinanderzusetzen – die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt und so. Ich befand, es wäre witzig, dem öko-linken Haufen vorzuschlagen in der Ordnung – die immerhin öffentlich ausgehängt werden sollte – das generische Femininum anstatt irgendwelcher sprachlicher Verränkungen à la „die für das Café sprechende Person“ oder so etwas in der Art zu verwenden.

Ich wollte die Leute ein bisschen anstacheln. Meiner Erfahrung nach verbarg sich nämlich auch unterm der linkesten Öko-Schale doch ein konservativer Kern, den hervorzuholen einer meiner liebsten Zeitvertreibe war…

Ich weiß nicht genau, warum es dieses Mal nicht klappte. Vielleicht hatte man mich schon durchschaut, vielleicht auch leise ausgelacht – ich würde ja schließlich selbst zur Café-Sprecherin -, jedenfalls ging der Vorschlag durch wie geschnitten Brot. Alle einfach mit der weiblichen Form bezeichnen? — Na, wenn’s weiter nichts ist!

So oder so ähnlich – jedenfalls auf höherer Ebene – hat es sich wohl auch im Senat der Universität Leipzig zugetragen. Ein Wirrkopf – vielleicht der Beate Schückings, seit 2011 auf den Schultern der Universiäts-Rektorin – wollte die Herrschaften ein bisschen provozieren und wurde müde lächelnd durchgewunken. Für die Grundordnung der Universität wurde die Maskulinum-Klausel einfach umgedreht und damit ein (Shit) Sturm im Wasserglas ausgelöst.

Die BILD entrüstet sich z.B. darüber, dass alle Dozenten jetzt Herr Professorin heißen und nennt das „Gleichstellungs-Irrsin“. In der WELT wird nicht die falsche Grammatik an dem vom Springer-Verlag selbst erfundenen (!) Herr Professorin sondern das „Sprach-Opfer im Namen des Feminismus“ moniert. Und laut den Schweizer 20 Minuten geht das generische Femininum „selbst Schweizer Feministinnen zu weit – und lässt Männer toben.“

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