Mein kollegialer Rat: Das sollten wir bilateral abstimmen, bevor es zur Freigabe a.d.D. in die Hauspost geht.
Solche und ähnliche Sätze habe ich in den letzten fast acht Jahren im DRK ziemlich häufig gehört. Ähnlich wie Umlauf- und Unterschriftenmappen sind es Artefakte einer speziellen Organisationskultur — Artefakte, die man kennen, mit denen man umgehen muss, will man im System irgendwas erreichen. Aber Vorsicht: Der Mensch wird am Du zum Ich!
Ich spreche ja nur so, um die älteren Kolleg*innen mitzunehmen. So bin ich ja eigentlich gar nicht.
Stallgeruch ist wichtig. Es hilft ungemein, die gleiche oder mindestens eine ähnliche Sprache zu sprechen, sich ähnlich zu kleiden und den Umgang mit den üblichen Arbeitsmitteln zu beherrschen, die alle nutzen. Es hat aber auch seine Schattenseiten.
„Die Grenzen meiner Sprache“, so heißt es, „sind die Grenzen meiner Welt.“ Und was für Sprache gilt, gilt auch für Kleidung und Arbeitsmittel. Wenn ich zum Beispiel mit Hemd und Weste auftrete und erzähle, dass ich in einem „Generalsekretariat“ arbeite und dabei vielleicht noch eine Gittermappe aus der Tasche hole, frame ich das anschließende Gespräch anders als würde ich mit der Nase im Smartphone nuscheln, das ich bei einem e.V. tätig bin.
Elisabeth Wehling empfiehlt, sich das Framing als alltäglichen Subtext der (politischen) Kommunikation bewusst zu machen. Und sie hat recht! Wir können das Framing nicht vermeiden. Es ist immer da! Wir können aber dem Umstand gewahr werden, dass man auf entsprechender Weise begegnet.
Sich zu verstellen und Stallgeruch zu imitieren gleicht also einem Spiel mit dem Feuer, denn der Mensch wird am Du zum Ich. Soll heißen:Bevor man sich’s versieht ist der Stallgeruch echt und das Mindset gründlich auf Linie gerückt.