Ich suche ja schon seit einiger Zeit Beispiele für Online-Volunteering auf der ganzen Welt. Ein paar Sachen hatte ich auch schon vorgestellt, heute will ich aber gemäß dem eigentlichen Anspruch dieses Blogs, alles zu bloggen was ich zu diesem Thema finde, einmal vorstellen, was ich (noch) alles gefunden habe:
1. Wikipedia.org
Die freie Enzyklopädie Wikipedia halte ich für ein hervorragendes Beispiel für die Bürgeraktivierung und freiwilliges Online-Engagement. Nicht nur das hier alle Kriterien der Freiwilligenarbeit, wie sie die Enquete-Kommission 2002 definiert hat (S. 38), erfüllt sind, die Idee der Wikipedia vereint auch die Prinzipien, die grundlegende Voraussetzungen für bürgerschaftliches (Online-) Engagement sind: Offenheit, Transparenz, Responsivität und Integrationsfähigkeit (vgl.: NPO_Vernetzt).
2. Nabuur.nl
Die niederländische Plattform Nabuur (dutch für Nachbar) vermittelt freiwillig Engagierte über das Internet als „gute Nachbarn“ an Dörfer (local communities) in Entwicklungsländern in Afrika, Asien und Lateinamerika. Die Freiwilligen tauschen sich mit der dortigen Bevölkerung aus, lernen von einander und versuchen gemeinsam Lösungen für aktuelle Probleme zu finden. Die eigentliche Idee, die hinter Nabuur steckt, ist der Zugang zu (nicht-materiellen) Ressourcen, der in der westlichen Welt wesendlich besser ist, als in Entwicklungsländern.
3. Professional Education Organisation International (PEOI.org)
Als Beispiel für Online-Volunteering hat Waltraut Seifert PEOI.org in ihrer Diplomarbeit vorgestellt. Ich halte es neben Nabuur für ein tolles Projekt der internationalen Entwicklungsarbeit — und das ist es tatsächlich. Entstanden aus der Zusammenarbeit zwischen der United States Agency for International Development und der europäischen Kommission, ist eine professionelle Bildungsplattform entstanden, die ausschließlich im Internet besteht. PEOI.org bietet Online-Kurse für Interessierte in der ganzen Welt in verschiedenen Sprachen. Die Plattform wurde von Freiwilligen ins Leben gerufen und wird von diesen auch am Leben gehalten.
„Professional Education Organization International (or PEOI for short) was created, and is run by volunteers who believe that it is time for open post secondary education be made available to all free of charge, and that the Internet is making this possible.“
4. Youth for Technology Foundation (YTF)
Die Youth for Technology Foundation habe ich hier im Blog ja schon einmal vorgestellt. Mit Sitz in den USA und Nigeria ist es das Anliegen dieser NGO den Digitalen Graben (oder wie sie es bezeichnen „The Digital Canyon“) durch die Teilhabe vor allem junger Menschen über neue Medien an Kultur, Bildung und Wissenschaft zu überbrücken. Dei YFT versuchte also — wie Nabuur und PEOI auch — die Ressourcen der entwickelten Industrieländer via Web in das Entwicklungsland Nigeria zu transportieren.
5. Hetluisterendoog.nl
Die Chatplattform Hetluisterendoog („Het Luisterend Oog“ dutch für „Das zuhörende Auge“) will ich hier stellvertretend für viele abender Web 1.0- Community-Projekte wie bspw. den Viacobra-Chat-Gera vorstellen. Es gab schließlich auch schon vor den Social Networks Community-Plattformen, die es zu moderieren und/oder administrieren galt. (Foren, Chatrooms und Mailinggroups usw.).
Hetluisterendoog ist ein Sorgenchat, der von cirka 50 virtuellen Freiwilligen betreut wird. Diese werden — wie auch bei herkömmlichen Sorgentelefonen — vor ihrem Einsatz geschult und während ihrer Arbeit professionell begleitet.
6. Mentoring-Programme für Jugendliche
Mittlerweile gibt es zwei Mentoring-Programme für Jugendliche. Das erste für arbeitslose (oder von der Arbeitslosigkeit bedrohte) Jugendliche und das zweite ausschließlich für Mädchen, die auf den MINT-Geschmack gebracht werden sollen.
6.1 TeleMentoring NRW — JobAngels im Einsatz
Das erste Projekt namens „TeleMentoring NRW — JobAngels im Einsatz“ wurde 1999 vom Nordrhein-Westfälischen Arbeitsministerium initiiert und vom Europäischen Zentrum für Medienkompetenz (ecmc GmbH) durchgeführt. Es war meines Wissens das erste deutsche Projekt bei dem bewusst mit Online-Volunteers — oder damals Tele-Mentor(innen) — gearbeitet wurde. Im Laufe der fünf Jahre, die dieses Projekt evaluiert wurde, wurden 719 Jugendliche von beinahe 379 Mentor(innen) erreicht.
6.2 CyberMentor
Das zweite Mentoring-Projekt, dass Mädchen auf den MINT-Geschmack bringen soll, ist ein Projekt der Universitäten Regensburg und Ulm das im März dieses Jahres gestartet werden soll (Newsletter D21). Die Macher(innen) dieses E-Mentoring-Projekt nehmen es offensichtlich mit dem Geschlecht nicht so genau. Es heißt zwar „CyberMentor“ meint aber CyberMenorin. Es zielt ausschließlich auf Mädchen der Klassenstufe 6 bis 12 und Frauen, die im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) arbeiten oder studieren.
Der Unterschied zum TeleMentoring-Projekt NRW scheint mir hauptsächlich in der ausschließlichen Fokussierung auf Mädchen und junge Frauen sowie der stärkeren Strukturierung des Ablaufes (Zeitvorgaben zum wöchentlichen Engagement und der Dauer einer Mentorin-Mentee-Beziehung) zu liegen.
7. McDonald Youth Service (MYS)
Auch den McDonald Youth Service hatte ich hier im Blog schon einmal vorgestellt. Der Auftrag des MYS ist die Unterstützung und die Befähigung junger Menschen, Kinder und Familien bei ihren täglichen Herausforderungen (Familienhilfe). Im MYS unterstützen Online-Volunteers hauptsächlich die 700 hauptamtlichen Mitarbeiter(innen) bei ihrer Arbeit. Sie erstellen Präsentationen, Layouts oder Videos.
Wie der Titel dieses Eintrags schon verrät kann diese Aufzählung niemals Vollständigkeit beanspruchen (für Ergänzungen, Tipps und anregende Kritik bin ich natürlich dankbar). Es ist lediglich der erste Anlauf die Online-Volunteering-Projekte aufzulisten, deren Anzahl — und da bin ich mir sicher — auch hier in Deutschland noch wesendlich steigen wird. Große Organisationen, die sich immer mehr mit dem Freiwilligenmanagement beschäftigen (müssen), zeigen immerhin Interesse an dieser Form der Freiwilligenarbeit, auch wenn offensichtlich die Möglichkeiten des „volunteering without barriers and borders“ (Randy Tyler) bei weitem noch nicht ausgeschöpft werden.
Ich mailte heute (wieder einmal) mit Jayne Cravens. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen, ich hatte eine Organisation vergessen, von der ich schon länger weiß, dass sie (ausschließlich) mit Online-Volunteers arbeitet: AidWorkers.net Mrs]]. Cravens managet in diesem Netzwerk freiwilliger Entwicklungshelfer die Online-Volunteers (natürlich als Volunteer).
Hallo foulder,automatischer Trackback scheint nicht zu funktionieren, daher hier der Link:http://www.bloggerpatenschaften.de/erfahrungsbericht-web-20-fur-senioren/Viele GrüßeIna.
Danke Ina, leider lässt der Blogspot aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen keine Trackbacks oder Backlinks zu (ich arbeite aber mit einem netten Herrn daran. Den Erfahrungsbericht von Herbert Schmidt habe ich schon gelesen. Hoch interessant! Gruß foulder
Kann es sein, dass es bei WikiPedia keinen Beitrag zu „Online Volunteering“ gibt. Zu „Virtual Volunteering“ gibt es einen Beitrag, allerding in English. Viel zietiert wird dort Jayne Cravens, die wir wir aus ihrem eigenen Mund erfahren haben, den Ausdruck „Virtual Volunteering“ selbst nicht mehr verwendt.Frage nun: Wie kommen wir zu einem Beitrag in Deutsch
Wie klein die Welt doch ist – ich habe vor etwa einem Jahr Jayne auf einem Workshop in Köln getroffen und bin dadurch jetzt über Umwege auf diesen Blogpost gestoßen.Neben der – inzwischen wohl allen bekannten – Wikipedia ist ein weiteres tolles Projekt OpenStreetMap (http://www.openstreetmap.org). Hier erstellen „online volunteers“ teils unter großem Zeit- und Arbeitseinsatz eine für alle Menschen frei nutzbare Weltkarte und eine Sammlung freier Geodaten.
Hallo Tim, ich freue mich auch dich unter meinen Kommentatoren begrüßen zu können. Ich hoffe du kommst jetzt häufiger, ich schreibe öfters zur oder über die Wikipedia. Vielen Dank auch für den Link. Ich werde das Openstreetmap-Projekt in den zweiten Teil der „Beispiele für Online-Volunteering“ aufnehmen.