In der sechsten Runde der NPO-Blogparade fragt Ulrike Schmidt von Kultur 2.0, warum in deutschen NPOs so selten Bewegtbilder als Mittel der Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt werden. Warum sich also gemeinnützige Organisationen nicht an der Produktion von Videos und Animationen für bzw. über ihre Sache versuchen.
In meiner langen Zeit als Ehrenamtler in einem Jugendclub im ländlichen Raum um Gera und einem kleinen Verein namens The-Hall e.V. sah ich lediglich ein paar Beispiele für bewegte Bilder. Alle samt vom The-Hall e.V. und auch keine Videos sondern Flash-Animationen, wie diese, die auf der Jugendclub CM- Webseite unter „Powered by“ läuft.
Natürlich können sich an dieser Stelle alle Kritiker bestätigt sehen, die meinen dass das Erstellen von Videos oder Flash-Animationen Expert(innen)- oder gar Freakarbeit ist, die Mitarbeitende sozialer Organisationen gar nicht leiseten können. Die Mitglieder vom The-Hall e.V. — so könnten sie ja vermuten — sind schließlich hochgradig computeraffie technies, denen das Zusammenbasteln einer solchen Animation keine weiteren Schwierigkeiten bereitet — zumal sie auch noch genügend Zeit dafür haben.
Computeraffin sind tatsächlich einige Mitglieder des The-Hall e.V. und technisch versiert sind sie auch. Doch meines Wissens haben sie sich das Erstellen von Flash-Animationen selbst beigebracht. Sie haben sich das beste Programm (nach individuellen Gesichtspunkten) herausgesucht, probiert und gelernt, wie das ausgesuchte Programm funktioniert („Das dauert schon so 40 Stunden“ meinte einer der Macher) und dann ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Sprich sie haben ihre Medienkompetenz und ihr Engagement unter Beweis gestellt.
Für mich — der ja schon häufig etwas pessimistisch auf die eigene Profession schaute — könnte hier ein Grund für den seltenen Bewegtbildeinsatz sozialer Organisationen liegen. Vielen Mitarbeitenden sozialer Organisationen (vor allem Sozialarbeiter[innen]) fehlt schlicht die Medienkompetenz, die sie im Zuge der weit verbreiteten Skepsis gegenüber „neuer“ und ganz speziell „ganz neuer“ Medien (gemeint ist das Social Web) seitens der Organisationsleitung auch nicht auf- oder ausbauen können.
Dabei sollten sich die Investitionen für qualitativ hochwertige Videos oder Animationen, angesichts des immer vielfältigeren Medienkonsums aber rechnen. Schaut man sich nur die Zahl der Fans, der Follower oder der Abonent(innen) bekannterer Youtube-Chanels an, kann man wage erahnen welche reichweite der Einsatz bewegter Bilder haben kann.
Für soziale Organisationen sehe ich das Implizieren eines Freiwilligenmanagements, das für eben solche Aufgaben Volunteers sucht, als sinnvoll an. Zum ersten, weil das Erstellen von Videos — wie der McDonald Youth Service zeigt — hervorragend für Online-Freiwilligenarbeit geeignet ist und so noch nicht ein mal eine geographische Nähe zu den Freiwilligen voraussetzt und zum zweiten, weil ich die Einbeziehung von Freiwilligen in soziale Organisationen, wie sie auch im Neun-Punkte-Plan der Transparenzinitiative genannt wird, per se für äußerst sinnvoll erachte.
Mein Fazit also: Bewegtbilder gibt es für die Öffentlichkeitsarbeit einer NPO keineswegs kostenlos — umsonst ist die Arbeit daran aber definitiv nicht. Die ganzheitlich gewollte und zielgerichtete Arbeit mit freiwillig Engagierten, könnte die Kosten für ein so hervorragendes Mittel der Öffentlichkeitsarbeit abfedern und sollte — im Sinne der aktiven Bürgergesellschaft — meiner Ansicht nach sowieso teil der Arbeit einer NPO sein.
Bewegtbildeinsatz in sozialen Organisationen – NPO-Blogparade #6
B
Hallo Hannes,der Hinweis auf „MYS“ zeigt mir doch recht deutlich, wohin die Reise beim Online-Volunteering gehen könnte.Das Problem, das ich sehe, wir brauchen eine namhafte Organisation, die sich für die Sache in Deutschland stark macht. So unbekannte Perosnen, wie mich z.B. können nach meiner subjektiven Einschätzung viel zu wenig bewirken. Sie werden einfach nicht wahr genommen.
… und genau deshalb sollte man sich in immer größerwerdenden Gruppen organisieren; damit man wahrgenommen wird. Die NPO-Blogparade und die Google-Group "Online-Volunteering" ist da schon ein guter Anfang. Da heißt es einfach >>WEITER MACHEN<<
Der Aspekt der Medienkompetenz scheint mir sehr wichtig zu sein. Einfach nur ein Video hinzuklatschen ist wahrscheinlich wenig zielführend.Aber noch etwas ist wichtig: es reicht nicht, einfach ein Video auf YouTube zu deponieren. Der Clip sollte dann auch über die verschiedenen Social Media-Kanäle beworben werden. Es gibt mittlerweile sehr viele Videos, die sehr gut gemacht sind. Nur: es erfährt niemand davon, wenn nicht Blogs, Social Networks, Twitter, etc. eingesetzt werden, um die Menschen auch darauf aufmerksam zu machen
Hallo Christian, schön das wir da einer Meinung zu sein scheinen. Auch wenn sich das vielleicht manchmal nach der Metapher des Zimmermanns anhört, der nur den Umgang mit einem Hammer kennt und jedes Problem für einen Nagel hält, finde ich doch, dass die Öffentlichkeitsarbeit und deren Wirksamkeit von implizierten Freiwilligenprogrammen nur profitieren kann.