Von der Gentrifizierung im Schillerkiez (Neukölln)

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Historische Karte vom Schillerkiez (Quelle Wikimedia)
Historische Karte vom Schillerkiez (Quelle Wikimedia)
Seit einigen Monaten verfolge ich mit großem Interesse den Blog Nachrichten aus Neukölln. Ein offenbar linkes Projekt gegen die Gentrifizierung des Schillerkiez’. Unter Kontakt stellen sich die Macherinnen und Macher vor und lassen keinen Zweifel an ihren Zielen:

Initiative gegen Ausgrenzung und Verdrängung in Nord-Neukölln, gegen das Quartiersmanagement Schillerpromenade und seine Task Force Okerstrasse.

Von öffentlichem Dialog – sprich Kommentaren oder Trackbacks – scheinen die die Betreiberinnen und Betreiber dieses Weblogs zwar nicht all zu viel zu halten, doch gibt es jeden Donnerstag 20 Uhr ein Treffen im Stadtteil- und Infoladen mit dem bezeichnenden Namen LUNTE. Wie es sich für ein Impressum gehört ist natürlich auch eine E-Mail-Adresse mit dem noch viel eindeutigeren Namen smashtaskforce[at]freenet.de zu finden. Bei soviel kommunikativer Einspurigkeit und anspielender Eindeutigkeit scheint mir ein Blick auf den ausgemachten Feind lohnend.
Die „Technokraten vom Quartiersmanagement“  – wie sie von den Anti-Gentrifizierungs-Aktivistinnen und -Aktivisten genannt werden – bemühen sich seit 1999 in einem modellhaften Verfahren um die Stabilisierung und Aufwertung von Nachbarschaften in Stadtteilen „mit besonderem Entwicklungsbedarf“. Dabei schließen sie an die vormalige Arbeit des Bezirksamtes Neukölln an, dass bereits 1989 ein „Vor-Ort-Büro“ in der Schillerpromenade eingerichtet hat,

um durch die Präsenz mitten im Gebiet und eine gezielte Beratung die Bereitschaft der Eigentümer und Mieter zu fördern, an der Verbesserung der Wohnqualität und des Wohnumfeldes mitzuwirken.

Ob nun auch schon das verantwortliche Bezirksamt dem Schillerkiez einen Entwicklungsbedarf angedichtet hat, der, folgen wir der Rhetorik der Anti-Gentrifizierungs-Task-Force aus der Weisestraße, noch nie bestand oder ob es wirklich der kapitalistische Konsumapparat ist, der hier seine Finger im Spiel hat, bleibt für mich erstmal im Finstren. Ich freue mich jedenfalls immer wieder, wenn mein RSS-Reader einen neuen Artikel im Nachrichten-Blog aus Nord-Neukölln anzeigt. Aktuelle Nachrichten, die einen wertvollen Kontrast zur geschliffenen Quartierszeitschrift, der vierteljährig erscheinenden Promenadenpost, bieten, machen den Kiez doch erst so richtig attraktiv. Vielen Dank liebe Gentrifizierungsgegnerinnen und -gegner, ihr leistet einen wertvollen Beitrag.

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