Am Mittwochabend war es soweit. Nach der Vollversammlung im Pysikgebäude der Technischen Universität Berlin zogen einige der Teilnehmenden kurzer Hand in den Audimax im Hauptgebäude um und besetzen selbigen. Damit war der Audimax der TU – wie viele andere Hörsäle und Aulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz auch – für den Normalbetrieb nicht mehr oder nur noch über Umwege zugänglich. Sollte es nun keine reine Spaßaktion bleiben, lag es ab diesem Moment an den Aktivistinnen und Aktivisten bekannt zu geben, was das ganze eigentlich soll.
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Als ich am Donnerstagmorgen von der Besetzung hörte, tat ich, was ich in solchen Situationen häufig tue: Ich suchte Informationen direkt von der Quelle. Ich meine eine durchgängige Skepsis gegenüber der Radio-, TV- und Printmedien-Berichterstattung gehört schon dazu, wenn man sich über die Vorgänge in seinem Umfeld umfassend informieren will. Nicht das ich paranoid wäre! Ich bin mir einfach sicher, dass je nach ideeller, finanzieller oder politischer Ausrichtung der Berichterstattenden Informationen durch- oder weggelassen werden – ganz im Sinne des Gatekeeper-Begriffs.
Leider machten mir es die werten Besetzerinnen und Besetzer nicht leicht. Auf der Twitter-Suche nach #unibrennt, #tu und #berlin fand’ ich zwar einige Tweets, doch von Neuigkeits- oder Informationsgehalt keine Spur. Als ich am Mittwochmittag suchte war der letzte Eintrag über eine Stunde, der zweite in der Liste über sechs Stunden alt. Sollten mich hier alle guten Twittergeister verlassen haben? Natürlich nicht!
Es gab freilich Informationen; auch über Twitter und diverse Blogs. Nur konnten davon leider nur die Interessierten profitieren, die den TU-Blog zur Aktion und den Twitter-Account @TUBerlinbrennt auch kannten. Alle anderen blieben im Dunklen. Kaum Links zwischen den Blogs (nicht einmal zwischen HU, TU und FU) und hauptsächlich die solidarischen Hashtags #unsereuni und #unibrennt, die im gesamten deutschen Sprachraum verwendet wurden …
Im Nachhinein wundert es mich nicht, dass ich so wenige konkrete Informationen zum Protest in meiner Uni gefunden habe. Ich bin schlicht von einer anderen Logik ausgegangen. Ich dachte, ich könne das Social-Web-Ordnungsprinzip der Verschlagwortung nutzen um Informationen über die TU zu bekommen. Viiiiiel zu kompliziert gedacht! Ich hätte mich einfach nur unter das Banner #unibrennt und #unsereuni stellen und ausdrücklich nach einem TU-Twitter-Account fragen müssen, die ich dann sicherlich von irgendeinem zusätzlich nach Schlagworten Suchenden auch bekommen hätte.
Es lag wohl an der Brisanz und Reichweite der Proteste, dass selbige ab Freitagabend doch noch ein recht annehmbares Echo in den traditionellen Medien erreichten. Einige der Formulierungen jedenfalls, die in den Blogs zum Thema zu finden waren, fanden sich auch in Print- und Online-Medien wieder. Das beweist für mich erneut, dass das Bloggen tatsächlich etwas bringt. Es nützt den Journalistinnen und Journalisten als Formulierungs- und Einstiegshilfe, muss im Falle der Studi-Proteste (zumindest in Berlin) aber noch viel weiter ausgebaut werden. Macht eure nützlichen, interessanten und verbreitungswürdigen Informationen doch bitte besser auffindbar!
Die brennenden Unis und der Fluss der Informationen
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