Am Montag fand nun also das ganztägige Online-Volunteering-Seminar mit Jayne Cravens in der Akademie für Ehrenamtlichkeit Deutschland statt. Es war — um das vorweg zu sagen — etwas anstrengend, doch sehr ergiebig. Selbst für mich, der ich Jaynes Webseite mittlerweile (fast) auswendig kenne! Ein Indiez mehr dafür, dass es recht hilfreich und vor allem produktiv ist, sich mit anderen über ein Thema auszutauschen.
Nicht minder interessant, aber doch mehr entspannend war das informelle Abendgespräch mit Frau Cravens. Wir hatten in die Räumlichkeiten des BBE geladen — zumindest die meisten; bei dem einen oder der anderen scheint da etwas schief gelaufen zu sein — uns eben dort auf Sofas und Sesseln bei einem kleinen aber feinen Buffet nieder gelassen und über freiwilliges Online-Engagement gesprochen.
Jayne Cravens sprach in beiden Veranstaltungen zunächst einmal darüber, was Online-Volunteering überhaupt ist und welche Mythen sich um dieses Feld der Freiwilligenarbeit ranken. Danach ging es hauptsächlich um die Voraussetzungen, die innerhalb einer Organisation und speziell innerhalb des dortigen Freiwilligenmanagements für das Online-Engagement vorhanden sein müssen. Sie klärte die Frage, welche Freiwilligen, sich für was und vor allem warum engagieren, bevor sie dann einen kleinen Ausblick in die Zukunft gab und aufzeigte, wie neue Freiwillige für spezielle Aufgaben im oder über das Internet für eine Organisation gefunden, gewonnen und behalten werden könnten.
Als ich Frau Cravens am Dienstag zum Flughafen brachte, sagte sie noch zu mir, dass sie liebend gern noch über weitere Themen rund um die Online-Freiwilligenarbeit gesprochen hätte. So meinte sie bspw., dass auch die Barrierefreiheit von Webseiten für die Online-Freiwilligenarbeit als „volunteering without barriers and borders“ (Randy Tyler) sehr wichtig wäre.
Leider hatten wir nur einen Tag gemeinsam mit Jayne Cravens, doch ich denke es wurden wichtige Denkanstöße gegeben, die vor allem den Teilnehmenden im Seminar und den Diskussionspartnerinnen und -partnern beim Abendgespräch helfen Online-Freiwilligenarbeit mehr und mehr als festen Bestandteil einer schon bestehenden Freiwilligenkultur zu denken. Das Engagement über das Internet ist schließlich keineswegs neu (siehe bspw. diese Mentoring Programme), doch erfordert sein Management eine Hand voll Fähigkeiten seitens der Freiwilligenmanager(innen) und ein organisatorische Voraussetzungen in den NPOs.
Um hier nicht weiter ausufernd Bericht zu erstatten, habe ich die hauptsächlichen Arbeitsergebisse vom Seminar in der AfED und dem Abendgespräch im BBE in sechs Thesen formuliert, die, mit den jeweiligen Erläuterungen, im Thesenpapier auf der Website der Akademie www.ehrenamt.de zu finden sind.
Die Thesen zum freiwilligen Online-Engagement in Deutschland, die sich aus den Veranstaltungen mit Jayne Cravens ergaben sind:
- Freiwilligenarbeit über das Internet ist nicht neu – deren professionelles Management aber sehr wohl.
- Organisationen, die ein Online-Freiwilligenprogramm aufbauen wollen, müssen genau dort starten, wo sie im Moment stehen.
- Es gibt keine großen Unterschiede zwischen freiwilligem Online-Engagement und dem freiwilligen Engagement vor Ort in einer Organisation.
- Freiwilligenmanagerinnen und –manager müssen sich mit der Kommunikation über das Internet auskennen, bevor sie ein Online-Freiwilligenprogramm starten können.
- Eine Strategie und feste, von allen Freiwilligen einsehbaren (!), Regeln sind die erste Voraussetzung für ein Freiwilligenprogramm – ganz speziell für ein Online-Freiwilligenprogramm.
- Organisationen des Dritten Sektors müssen ALLE Freiwilligen als Spenderinnen und Spender wahrnehmen, die ihre Zeit und/oder ihre Fähigkeiten zur Verfügung stellen.
Alles in allem kann das freiwillige Engagement über das Internet eine Form der Bürgerbeteiligung sein, die es mehr Menschen ermöglicht sich für ihre Ideale und eine vitale Bürgergesellschaft zu engagieren. Freiwillige müssen nicht immer und können auch oftmals nicht vor Ort in einer Organisation sein, um spezielle Aufgaben für diese zu erledigen.
Danke für Ihren Beitrag!Das Online-Volunteering eröffnet Bürger/innen zusätzliche Chancen, sich bei einer Organisation ehrenamtlich einzubringen Und zwar in einem Rahmen, der gut mit der eigenen Zeitplanung und ohne zusätzliche Kosten (Fahrzeit und Fahrtgeld, Kinderbetreuungskosten etc.)funktioniert.Vielleicht dominieren im Online-Volunteering vorerst noch administrative/organisatorische Tätigkeiten. Aber in Zukunft wird man sicher auch einen Teil der direkten sozialen Arbeit so erledigen, d.h. auch die Betreuung von Gruppen zumindest partiell ist über das (Mobile) Web möglich.Online-Volunteering ermöglicht dem Nutzer, sich weltweit in eine Organisation einzubringen. Dies erhöht nochmals die Wettbewerbssituation für NPOs.
Möchte aus Anlaß des Gesprächs von Jayne Cravens in Berlin auf eine öffentliche Linkliste bei Mister Wong hinweisen: Dort sind u.a einige Materialien von Jayne versammelt, die auf Deutsch erschienen sind. Darüber hinaus ebenso manches, auf das hier nicht verwiesen worden ist. Grüße Gerd Plackehttp://www.mister-wong.de/user/GerdPlacke/?add&chng
Vielen Dank für die Kommentare! @ Frau Reiser: … Genau! Ich sehe das Online-Volunteering auch hauptsächlich als eine Art der besseren Bürgerbeteiligung, die sich nun auch hier in Deutschland langesam aber sicher entwickelt. @ Herr Placke: Ich freue mich, dass Sie meinen Block mit in Ihre Linkliste ausgenommen haben. Sie hatten Recht, einige der Materialien in der Liste kannte ich wirklich noch nicht. Vorallem für ein weiteres deutsches Online-Volunteering-Projekt bin ich dankbar. Da bin ich derzeit ganz scharf drauf mfG Hannes Jähnert