NPO Blogparade #5: Die Kommunikation der Verwaltungskosten

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Die mittlerweile fünfte Runde der NPO-Blogparade gestaltet Bastian Schwiecker vom Helpedia Blog. Die Frage dreht sich — wie so häufig — ums liebe Geld, ist deshalb aber nicht unberechtigt.

„Warum steht die Höhe der Verwaltungskosten bei spendensammelnden Organisationen so oft im Mittelpunkt der öffentlichen Debatte?“


Das erste Schlagwort, dass mir zu dieser Frage und vor allem zum Thema Verwaltungskosten einfiel war „Kommunikation“. Schon das Wort Verwaltung hat einen faden Beiklang. Für mich klingt es nach konservativen Methoden, Starre (oder gar Starrsinn[?]), nach umständlicher Syssiphusarbeit und langwierigen Verfahren. Kurz: Es klingt nach all dem, das so überhaupt nicht in mein Kommunikationsmuster der Weltverbesserung passt.
…Und dann sind da auch noch die „Kosten“, die diese unsägliche Verwaltung produziert…
Trotz dieser recht ablehnenden Meinung der Verwaltung gegenüber, die sicherlich auch meinen Erfahrungen mit Jugendamt und der Bundesagentur für Arbeit geschuldet ist, ist mir durchaus klar, dass auch NPOs verwaltet werden müssen. Doch muss es so viel sein? Wie viel darf es sein (?) und wie können spendensammelnde Organisationen diese Verwaltungskosten so kommunizieren, dass sie den beschriebenen Beiklang verlieren?
Bastian Schwiecker meint dazu, das die Verwaltungskosten nicht unbedingt mit der „Qualität“ der Arbeit einer NPO einher gehen und so mal höhere und mal niedrigere Verwaltungskosten gerechtfertigt werden müssen. Er verweist auf die Kriterien des DZI, die einen Verwaltungskostenanteil von bis zu 35% des Spendenvolumens als vertretbar beschreibt (siehe hier). Sein Plädoyer ist die offensivere Kommunikation der Verwaltungskosten und die „Erziehung“ der Spendenden, die er am Beispiel der Ärzte ohne Grenzen illustriert.
Alles in allem halte ich das für eine gute Idee, doch will ich Bastian hier in einem Punkt widersprechen: Es ist schon richtig, dass es uns beim unserem „schnöden Konsum“ relativ egal ist, wie groß der Anteil der Verwaltungskosten am Produktpreis ist. Wir achten aber durch aus auf andere Rahmenbedingungen, die den Produktpreis ausmachen. Nicht umsonst haben bspw. BIO-Produkte Konjunktur. Klar bei BIO kann man annehmen, dass es gesund ist, aber auch da wo es uns nicht direkt selber betrifft überlegen wir uns doch ob uns die Rahmenbedingungen, in denen das Produkt hergestellt wurde, gefallen oder nicht — ob wir bspw. bei Lidel einkaufen gehen sollten, wenn die doch ihre Mitarbeitenden bespitzeln oder Müllermilch trinken wollen, wenn die doch das Geld der Steuerzahler(innen) in Arbeitslosigkeit umsetzten (siehe hier und hier).
Wie auch bei Bastians Vergleichen wird die Wirtschaftsweise sozialer mit der von marktwirtschaftlichen Organisationen zu häufig gleichgestellt. Die Begriffe „Soziale Marktwirtschaft“, „Stakeholder“, Klientel als „Kundschaft“ usw. spielen dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Im guten Glauben daran, dass der Konkurrenzkampf um die Kunden, die die Objekte der Begierde (in diesem Falle „Stakes“) in den Händen halten, die Organisationen aussondert, die nicht kosteneffizient und nach den wünschen der Bürgerinnen und Bürger arbeiten, hat man mit diesen Begriffen eine falsche Vorstellung der Vergleichbarkeit von NPOs mit FPOs (For Profit Organisationen) geschaffen.
Wie in der MAECENATA-Studie „Die Verwaltungskosten von Nonprofit-Organisationen“ schon 2003 treffend festgestellt wurde, sind NPOs zielorientiert und FPOs profitorientiert und damit schon nicht mehr 100%ig vergleichbar.

„Sie sind nicht gewinnorientierte, sondern zielorientierte Unternehmungen. Ihr Erfolg mißt sich auch an Kriterien, die sich einer betriebswirtschaftlichen Beurteilung entziehen.“

Wenn aber immer wieder der Eindruck vermittelt wird, dass NPOs mit profitorientierten Organisationen vergleichbar sind, sollten wir uns eigentlich nicht wundern, dass Spendende ihre Zeit, ihr Geld oder ihr Know-How nicht dort investieren wollen, wo für sie kein sichtbares Outcome produziert wird.
Ich erinnere hier noch einmal and die vier Kriterien einer spendenwerten Organisation, die ich im Thesenpapier zum Online-Volunteering ja auch noch einmal näher erläutert habe. Hier gilt vor allem Transparenz und Responsivität.
Zusammenfassend lässt sich also die aktuelle NPO-Blogparadenfrage mit dem Verweis auf die eigentlich unmögliche Gleichstellung von Wirtschaftsunternehmen und Dritt-Sektor-Organisationen beantworten. Doch wie steht es mit der Frage danach wie es richtig geht?!
Hier kann ich aus Mangel an Erfahrung wieder einmal nur spekulieren. Ich denke aber, dass Bastian mit einer offensiven Kommunikation der Verwaltungskostenproblematik richtig liegt. Es kann freilich keine Option sein, die Schuld für hohe Verwaltungskosten ausschließlich dem Staat in die Schuhe zu schieben oder sich mit den z.Z. gängigen Worten „Ich kann doch auch nichts dafür“/ „Ich kann doch auch nichts daran ändern“ herauszureden. Es muss vielmehr darum gehen, den Spenderinnen und Spendern die Notwendigkeit von Verwaltung und den damit verbundenen Kosten deutlich zu machen.

Kommentare

  • Gleich mal besten Dank für den Verweis auf die Maecenata-Studie,kannte ich noch gar nicht.Mehr dann in der Zusammenfassung der Blogparade.

  • Hi Hannes!Habe jetzt in der Zusammenfassung darauf verzichtet alle Punkte einzeln zu behandeln, da ich sonst wohl nie fertig geworden wäre. Da es mich aber doch interesiert 2 Nachfragen zu Deinem Beitrag:1. Der Vergleich mit dem Bio-Siegel setzt ja voraus, das die Höhe der Verwaltungskosten irgendeine Aussagekraft hat. Genau dies bestreite ich aber. Wenn überhaupt, dann würde ich dazu tendieren, dass niedrige Verwaltungskosten ein Zeichen für mangelnde Proffesionalität und Effektivität ist (der Zielgruppe pro Spendentaler also weniger geholfen wird). 2. Warum sollte man NPOs nicht FPOs vergleichen. Die Argumentation in Kurzform: NPOs die pro Spendentaler weniger Menschen aus der Armut befreien, Bäume rette, Denkmäler schützen, Krnakheiten heilen… kriegen zusehends weniger spenden (wie Frimen die schlechte Produkte herstellen). Wenn diese ihre Arbeitsweise nicht ändern, werden sie irgendwann ihre Arbeit einstellen müssen, da alle Spenden nur noch zu den effektiveren Organisationen fließen. Letzteren können sich aber natürlich nicht in Sicherheit wiegen, da ständig eine noch effektivere Hilfsorganisation auftauchen kann. Scheint mir nicht nur logisch, sondern im Sinne der Zielgruppe (z.B. hungernde Kinder) auch extrem erstrbenswert.Soweit in aller Kürze,Basti

  • Hallo Basti, deine Zusammenfassung habe ich gelesen und fand‘ sie gut. Brigitte Reiser bezog sich übrigens auch auf die MAECENATA-Studie aber na ja … zu deiner Kritik: (1) Den Vergleich mit dem BIO-Siegel und den Supermärkten habe ich nur gebracht um zu zeigen, dass wir uns immer auf irgenetwas beziehen müssen, wenn wir Qualität einschätzen wollen. Dabei gibt es eben Unterschiede zwischen den Bezügen, die wir im Alltag herstellen und denen, die „richtig“ sind. Bei BIO-Produken gehen wir davon aus, dass sie gesünder sind, weil sie ohne Pestizide hergestellt wurden. Meinen Supermarkt des Vertrauens suche ich mir nach einem anderen Kriterium aus und bei spendensammelnden Organisationen beziehen sich eben viele Menschen (fälschlicher Weise) auf die Verwaltungskosten. (2) Auf die Nicht-Vergleichbarkeit von FPOs und NPOs bin ich durch die MAECENATA-Studie gekommen. Dort wird festgehalten, dass NPOs zielorientiert und FPOs profitorientiert sind. Ein Vergleich wird den nicht-profitorientierten Organisationen nicht gerecht, weil sie im Sinne ihres Anspruches der Gemeinnützigkeit keine „bottom-line“ haben — sie sind quasi der Sache, nicht dem Produkt verpflichtet. Wenn sich eine Organisation um hungernde Kinder kümmert, kann sich ihre Arbeit nicht nur darauf beziehen Kindern Essen zu geben, sondern ihnen auch zukünftig ein besseres Leben zu ermöglichen (Bildung/Aufbau einer Agrarwirtschaft …) NPOs und FPOs können also nicht auf die gleiche Weise verglichen werden, weil sie nicht nur ein jetzt messbares Gut herstellen, sondern entwickeln. Der Mensch — und da stimmst du mir sicherlich zu — braucht die Reduktion von Komplexität. Das schlägt freilich hohe Wellen, denn gesellschaftliche Kommunikation wirklt sich eben auch auf (Förder)Politik aus. Ich hoffe ich konnte mich anständig erklären. Viele Grüße aus dem Studi Café der FH- Erfurt „Aquarium“. Hannes

  • Hi Hannes!Besten Dank für die ausführliche Antwort auf meine provokanten Fragen.Was (1) angeht scheinen wir einer Meinung zu sein. Bei (2) wahrscheinlich auch. Die „Sache“ in eine wirklich vergleichbare Kennzahl zu pressen ist wie du schreibst schwierig und führt ja leider gerade zu den Verwaltungskostenblüten die ich so gerne anprangere. Dennoch sollten man meiner Meinung nach mit allen Mitteln versuchen hier besser zu werden und natürlich kann es nicht sein, dass Organisatin A besser abschneidet, als Organisation B, nur weill sie mehr „Essen“ verteilt hat. Leider ist es viel komplexer, aber das kann man ja zumindest ansatzweise berücksichtigen (langfrisitge Vergleiche mit mehreren Indikatoren… ).

  • … Die Kontrolle und die Transparenz, auf die sich international agierende Hilsorganisationen geeinigt haben — du hast den Artikel ja verlinkt — könnte doch eine angemessene Lösung sein?! Zumindest ist es ein erster Schritt, auch in Richtung globale Bürgergesellschaft…

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