Formen der Bürgerbeteiligung

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Über das so genannte „Crowdsourcing“ als die Auslagerung von Denkprozessen in eine Community — wie es Jayne Cravens in ihrem neuen Blogpost zum Thema treffend definiert — hatte ich ja schon einmal geschrieben. Damals ging es mir um die Abgrenzung der „einfachen“ Bürgerbeteiligung zur Freiwilligenarbeit und später auch zum ehrenamtlichen Engagement. Der Begriff verliert — wie auch der Terminus der Gewalt als physisch, psychisch und strukturell violentes Handeln — seine Form. Er bezeichnet also alles und damit nichts.
Jayne Cravens jedenfalls scheint mir das Crowdsourcing auch weniger als Teil der Freiwilligenarbeit zu verstehen als als Methode der Bürgerbeteiligung und kritisiert, dass sich Organisationen evtl. dem Irrglauben hingeben, mit dem Crowdsourcing könnte die bestehende Freiwilligenarbeit — und natürlich auch deren Kosten — eingedampft werden.

„… I am a vocal critic of those who claim that crowd-source volunteering requires little or no investment by a nonprofit, NGO, school or other organization that might involve such volunteers, that it requires no volunteer management standards…“


Genau an dieser Stelle stoßen wir auf das Problem der formlosen Begrifflichkeiten. Wenn Freiwilligenarbeit in den Köpfen alles ist, was Menschen ohne Bezahlung machen und sich eine Organisation mit ihrem Freiwilligenprogramm rühmen kann, könnten wir recht bald vor dem Problem stehen, dass die vermeintlich günstigste Form der Bürgerbeteiligung als Freiwilligenprogramm ausgelegt wird, mit Freiwilligenarbeit aber eigentlich nichts zu tun hat.
Natürlich ist mir klar, dass soziale Organisationen in Deutschland schon einen gewaltigen Schritt nach vorn gehen würden, wenn sie ihre „Stakeholder“ wenigstens teilweise einbeziehen. Doch bin ich der Überzeugung, dass Freiwilligenarbeit nicht nur den Organisationen und ihrer Klientel, sondern auch den Voltuneers (persönlich) etwas bringen sollte — z.B. Sozialkapital. Bei der Bürgerbeteiligung ist der persönliche Nutzen für mich nur noch sehr abstrakt zu erkennen ist.
Ich würde also eine Abstufung der freiwilligen Beteiligungsformen in Bürgerbeteiligung (involving citizens), Freiwilligenarbeit (volunteering) und ehrenamtliches Engagement (honorary post) vorschlagen und Organisationen nicht nur nach Freiwilligenprogamm oder nicht-Freiwilligenprogramm honorieren, sondern nach deren Form.

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