Die Arbeits- und Organisationspsychologen des ehemaligen Instiut für Arbeitspsychologie der ETH-Zürich um Theo Wehner haben in den letzten Jahren immer wieder erfrischenden Wind in die etwas angestaubten Debatten rings um das Freiwilligenmanagement gebracht. Drei Beispiele:
- Hanna Arendts Beschreibung der drei Grundformen des tätigen Lebens (Arbeiten, Herstellen und Handeln) bietet eine ideale Grundlage für ein Verständnis von Engagement als gemeinschaftsbildenden Prozess.
- Sowohl für „neue Ehrenamtliche“ (Voluntouristen & Event-Freiwillige) als auch „traditionell Engagierte“ (Schöffe, Kassenwart etc.) gelten die selbe Tipps für die Gestaltung des Engagements.
- Institutionalisierte Formen der Anerkennung und Würdigung ehrenamtlichen Engagements (Urkunden, Medaillen, Nadeln usw.) wirken sich auf die Motivation der Ehrenamtlichen in etwa so günstig aus, wie bürokratische Auflagen.
Auf der Fachtagung Ehrenamt des DRK, bei der ich dieses Jahr zum siebten Mal mitmischen durfte, war es mal wieder soweit. Theo Wehner war als Gastredner eingeladen, einen Blick aus der Vogelperspektive auf das Leadership im Engagement zu werfen. In einem sehr knackigen Input tat er dies und erklärte — sozusagen nebenbei — was Ehrenamtliche in ihrer Arbeit motiviert.
Die drei großen E’s der Motivation zu guter Arbeit
Ich hatte hier bereits zehn Tipps für die Gestaltung guter Rahmenbedingungen für das Ehrenamt aufgeschrieben. Sie sollten insbesondere den Kümmerern als Richtschnur dienen und stehen insofern gleichberechtigt nebeneinander. Fragt man sich aber, was Ehrenamtliche motiviert, unentgeltliche Arbeit zu verrichten, tun sie das nicht — dann sind einige Punkte aus dieser Sammlung wichtiger als andere.
Die folgenden drei E’s der Motivation Ehrenamtlicher stammen aus dem Buch „Good Work“, das von ganz Großen aus der Psychologie geschrieben wurde: Howard Gardner, der Entdecker es EQ, Mihaly Csikszentmihalyi, der Entdecker des Flow und William Damon, einem der bedeutendsten Entwicklungspsychologen der USA. Die drei Forscher gingen in den 1990er Jahren der Frage nach, was Menschen zu exzellenter, sozial verantwortlicher Arbeit antreibt und was sie vielleicht auch davon abhält.
Exzellenz – der Wille, seine Arbeit gut zu machen
Ein erster Antrieb zu guter Arbeit ist der Wille, gute Leistungen zu bringen. Mit den Worten Theo Wehners: Niemand steht morgens auf und will einen schlechten Job machen! Viele gehen abends ins Bett und haben einen schlechten Job gemacht, aber das ist eine andere Frage. Ob man nämlich gute Leistungen erbracht hat oder nicht, weiß man vor allem durch das authentische Feedback der anderen. Sie sagen einem, wie gut oder schlecht man bei dem was man tut abschneidet. Und um möglichst gut abzuschneiden, sind freilich Informationen darüber wichtig, was wie und wo benötigt wird.
Ethik – der Wille, Gutes zu tun
Der zweite, ebenso wichtige Antrieb zu guter Arbeit, besteht im Wunsch sozial-verantwortlich — kurz „gut“ — zu handeln. Dabei ist natürlich fraglich, was sozial verantwortlich oder gut ist und was nicht. Aus unserer immer auch moralisch gefärbten Blase betrachtet, wollen wir nicht jedem Engagierten in Deutschland und der Welt ohne Weiteres ethisch gute Absichten unterstellen. Und das müssen wir auch nicht, denn es geht hier (a) um den Antrieb zum Engagement und nicht dessen Bewertung und (b) ist auch die moralische Bewertung des Engagements eine Frage des Standpunktes. Wenn wir uns also fragen, was die zentrale Eigenschaft des jeweils moralischen Impulsgeber ist, stoßen wir früher oder Später auf die Relevanz des Engagements. Von den Kaninchenzüchtern über die Vogelbeobachter, den Helfern in der Kleiderkammer bis zu den Protagonisten von PEGIDA & Co, allesamt sind mit einiger Sicherheit davon überzeugt, dass ihr Engagement notwendig ist.
Engagement (engl.) – der Wille, eingebunden zu sein
Ein — wie ich finde — ganz zentraler Antrieb zum ehrenamtlichen Engagement ist der Wunsch, sozial eingebunden zu sein. Die englische Version von „Engagement“ meint hier also nicht das ‚engagiert sein‘ sondern eher das ‚engagiert werden‘. Es geht hier um Gemeinschaft und Community! Und eben diese werden von geteilten Werten zusammengehalten, die auch die Grundlage für die moralische Bewertung des Engagements bilden und helfen, die tägliche Informationsflut zu filtern („das COMPACT Magazin lese ich nicht“).
Die drei E’s möglich machen
Die drei E’s für gute Arbeit gehen also mit ausreichenden Informationen, authentischem Feedback, relevanten Aufgaben und geteilten Werten einher — zusammengefasst auch unter den drei M’s der guten Arbeit:
- Mission — einem gemeinsamen Vorhaben, geleitet durch eine Idee, eine Vorstellung vom Künftigen (Vision) und verankert in den geteilten Wertvorstellungen.
- Mirror — die Möglichkeit, Rückmeldungen zum eigenen Engagement zu bekommen; ganz direkt von den Hilfeempfängern oder auf der Meta-Ebene durch Kollegen.
- Mentor — einen persönlichen Ansprechpartner für Fragen aller Art, einen Begleiter, der sich auskennt und bei Bedarf auch den Weg weisen kann.
tl;dr: Der gute Wille, mit exzellenter Arbeit einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten und dabei nicht allein zu sein, motiviert Ehrenamtliche.