Mitte April erschien der Freiwilligensurvey 2014. Ich hatte mich hier im Blog bereits mit der der neuen Engagementquote und den berichteten (und nachgelieferten) Findings zum Online-Volunteering befasst. Meine Conclusio zum Online-Volunteering im Freiwilligensurvey: “Das Online-Volunteering hat es in den deutschen Freiwilligensurvey geschafft. Die Feldvermessung kann beginnen.” Und das wird sie jetzt auch! In den kommenden Monaten werde ich mich hier im Blog mit einer Sekundäranalyse des Deutschen Freiwilligensurveys zum Online-Volunteering in Deutschland beschäftigen.
Die Datengrundlage
Im neuen Freiwilligensurvey wurden die freiwillig Engagierten unter anderem zu ihrer zeitaufwändigsten Tätigkeit befragt. Seit 2004 spielt hierbei auch das Internet eine Rolle. 2014 wurde nun zum ersten mal explizit nach dem Online-Volunteering gefragt: “Findet Ihre Tätigkeit ausschließlich oder überwiegend oder nur teilweise im Internet statt?” Etwas mehr als 7.000 freiwillig Engagierte gaben an, sich mindestens teilweise über das Internet zu engagieren, wobei es sich — erwartungsgemäß — relativ selten um “ausschließlich” oder “überwiegend” online engagierte Freiwillige handelt.
Mit dieser so in den recht umfangreichen Fragebogen für Engagierte eingefügten Fragestellung bieten die Daten des Freiwilligensurveys eine gute Grundlage für die Sekundäranalyse zum Online-Volunteering in Deutschland, zumal die Daten für wissenschaftliche Zwecke kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
Nach einigen Mail-Wechseln mit dem Forschungsdatenzentrums des DZA ist mein Antrag auf Nutzung der Mikrodaten des Deutschen Freiwilligensurveys durchgekommen. Die Nachfragen betrafen vor allem meinen akademisch-institutionellen Hintergrund. Die Angabe “www.hannes-jaehnert.de” im Antragsformular war dann doch erklärungsbedürftig 🙂
[message_box color=“gray“] Datengrundlage sind die vom Forschungsdatenzentrum des Deutschen Zentrums für Altersfragen (FDZ-DZA) herausgegebenen Daten des Deutschen Freiwilligensurveys (FWS).
- Mikrodaten des Deutschen Freiwilligensurveys von 2014 – DOI: 10.5156/FWS.2014.M.001
- Mikrodaten des Deutschen Freiwilligensurveys von 2009 – DOI: 10.5156/FWS.2009.M.002
- Mikrodaten des Deutschen Freiwilligensurveys von 2004 – DOI: 10.5156/FWS.2004.M.002
- Mikrodaten des Deutschen Freiwilligensurveys von 1999 – DOI: 10.5156/FWS.1999.M.002 [/message_box]
Die Daten aller vier Wellen bieten für die Sekundäranalyse zum Online-Volunteering in Deutschland die Möglichkeit eines — zumindest ansatzweisen — Zeitvergleichs. Zwar wurde im ersten Freiwilligensurvey 1999 gar nicht nach dem seinerzeit im freiwilligen Engagement noch sehr randständigen Internet gefragt und 2004 und 2009 im Grunde nur die Einschätzungen freiwillig Engagierter zur Relevanz des Internets erhoben, doch, so die Autorinnen des Methodenteils vom neuen Freiwilligensurvey (Simonson/Hameister/Vogel 2016: 55), ist eine gewisse Vergleichbarkeit mit den Angaben aus 2004 und 2009 gegeben. Was die Daten des ersten Freiwilligensurveys von 1999 betrifft, könnten sich diese im Laufe der Analysen als nützlich erweisen — bspw. wenn es darum geht, Entwicklungen im freiwilligen Engagement nachzuzeichnen, die sich auch im Online-Volunteering widerspiegeln (ggf. hinsichtlich des Zeitaufwandes oder beliebter Tätigkeitsfelder).
Die Datenanalyse
Die Scientific Use Files (SUF) der vier Freiwilligensurveys umfassen zwischen 6,3 und 12,5 MB numerische Angaben zu hunderten von Variablen. Mit MS Excel oder Google Tables ist dem nicht beizukommen. Da ich mir für die Analyse allerdings auch keine Lizenz für proprietäre Statisik-Analyse-Software wie SPSS oder Statistica leisten kann, greife ich auf das Open Source Programm PSPP zurück. Die Vorteile liegen auf der Hand:
- PSPP ist kostenlos und steht in relativ stabil laufenden Versionen für Mac, Linux und Windows zur Verfügung.
- Das Programm verarbeitet problemlos für SPSS optimierte SUFs. Das ist auch notwendig, da für PSPP keine extra optimierten SUFs angeboten werden.
- Die (grafische) Benutzeroberfläche von PSPP ist der von SPSS relativ ähnlich. Das macht auch die Nutzung von Tutorials zur Standardsoftware möglich.
Meine ersten (Geh-)Versuche mit PSPP stimmen zuversichtlich. Gleichwohl das Programm dann und wann abstürtzt und nicht alles kann, was SPSS kann, gibt es — zumindest was die deskriptiven Verfahren anbelangt — zuverlässig vergleichbare Ergebnisse aus.* So lande ich bspw. bei der Beschreibung der Engagementquote in 13 Altersgruppen relativ nah an den im Freiwilligensurvey 2014 berichteten (vgl. Vogel et al. 2016: 99).
* Update: Zwischenzeitlich habe ich die Gewichtung der Stichprobe kennen gelernt — jetzt stimmt’s 🙂
Die Forschungsfragen
In den letzten Jahren sind zum Online-Volunteering zahlreiche Vermutungen an- und einige handfeste Thesen aufgestellt worden. Viele davon habe ich hier im Blog und in diversen Fachartikeln dokumentiert. Eines der bekannteren Beispiele war “Online-Volunteering – Engagement für Busy People” — eine ziemlich steile These aus der internationalen StartUp-Szene. Aber auch die Mär vom Jugendphänomen Online-Volunteering ist dem einen oder anderen sicherlich geläufig.
Die Forschungsfragen zum Online-Volunteering in Deutschland sollen zunächst eben jene Fragen sein, die sich seit etwa 2008 dazu stellten. Bei der Beschreibung der Daten wird sich darüber hinaus sicherlich noch der eine oder andere erklärungsbedürftige Befund ergeben …
Eure Fragen zum Online-Volunteering in Deutschland sind hier natürlich auch herzlich willkommen. Hinterlasst einfach ein Kommentar oder schreibt mir eine E-Mail!
Hallo Hannes,
viel Erfolg beim Durchforsten der Datenberge! Bin gespannt auf die Ergebnisse – v.a. auch im Hinblick auf das Online-Engagement innerhalb der Kirchen sowie auf die Frage, ob es wirklich so eindeutig die digital natives sind, die den Bereich Online-Volunteering dominieren …
Schöne Grüße aus Nürnberg,
Lisa
Hallo Lisa, in der Tat: Bei den ersten Auswertungen habe ich nach dem Alter geschaut. Ich bastle noch ein bisschen an den Grafiken rum und wenn es das nächste Mal regnet, schreibe ich dazu hier im Blog 🙂